Die Seniorenarbeit bedarf stärkerer Berücksichtigung für die Bedürfnisse von queeren Senioren.
Queere Senioren haben oft andere Lebensgeschichten und Herausforderungen als heterosexuelle und cisgeschlechtliche Senioren. Vor allem schwule Senioren sind stark armutsgefährdet, darunter insbesondere Langzeitüberlebende von HIV, die aufgrund ihrer Infektion früh in Rente gingen / gehen mussten.
Hinzu kommen die Wirkungen und Nachwirkungen des Paragrafen 175 StGB, der die Erwerbsbiografie durch Diskriminierung sowohl auf sozialer als auch auf strafrechtlicher Ebene beeinflussen konnte. Die soziale Diskriminierung zur Zeit des Paragrafen sorgt auch für Diskriminierung aus der Altersgruppe heraus bis heute. So erfahren queere Senioren in Senioreneinrichtungen, Seniorenfreizeiteinrichtungen, -zentren etc. Diskriminierung sowohl von anderen Senioren als auch teilweise von Mitarbeitern. Oft herrscht auch eine fehlende Sensibilisierung für die aus den Lebensgeschichten resultierenden Bedürfnisse und Herausforderungen queerer Senioren.
Des Weiteren sind queere Senioren stärker von Einsamkeit betroffen, oftmals stehen sie im geringen Kontakt zu ihren Familien, zudem trägt der Verlust von Freunden, Bekanntschaften und Partnern. Die HIV/AIDS-Krise hat in den 80er Jahren viele schwule Männer betroffen und viele von ihnen haben ihre Freunde und Partner verloren. Dies trägt zur Einsamkeit schwuler sowie queerer Senioren im Allgemeinen bei.
Senioreneinrichtungen ist es meist nicht bewusst, dass - auch wenn ihre Angebote grundsätzlich für allen offen stehen - spezielle Zielgruppen, wie zum Beispiel ältere Schwule, Lesben oder Transpersonen, eine besondere Willkommenskultur brauchen, um Angebote wahrzunehmen, da die Angst vor Diskriminierung sonst vom Wahrnehmen der Angebote abhält. Queere Seniorenarbeit kann hier helfen und eine wichtige Rolle spielen.
Um die Lebensqualität und die Teilhabe von queeren Senioren zu verbessern, fordert die LSU Berlin folgende Maßnahmen:
- Die Sensibilisierung und Qualifizierung von Fachkräften und Ehrenamtlichen in der Seniorenarbeit für die Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.
- Die Schaffung von spezifischen Angeboten und Räumen für queere Senioren in öffentlichen Einrichtungen des Landes Berlin und der bezirklichen Einrichtungen.
- Die Förderung von Kooperationen und Vernetzungen zwischen queeren und nicht-queeren Organisationen und Initiativen in der Seniorenarbeit.
- Die Einbeziehung von queeren Senioren in die Planung und Gestaltung von seniorenpolitischen Konzepten und Programmen auf Bezirks- und Landesebene.
- Die Berücksichtigung von queeren Perspektiven und Erfahrungen in der Planung und Gestaltung von seniorengerechten Wohn- und Pflegeformen.
Den Beschluss findest Du hier.